Am 14.09.2024 habe ich, Lars Runde, an der 48. Auflage des RUN Winschoten teilgenommen, dem wohl bekanntesten 100km-Lauf der Welt und schon oft Austragungsort der Weltmeisterschaften. Dieses Jahr haben dort allerdings nur die Niederländischen Meisterschaften stattgefunden. Dennoch waren zwölf verschiedene Nationen am Start vertreten und es wurden super Zeiten gelaufen. Der erste Mann kam nach 6:39h ins Ziel und die erste Frau nach 7:32h.
Der Lauf führt auf einer 10km-Runde durch die Siedlungen des Ortes. Die Anwohner/-innen schmücken Straßen und Häuser mit Girlanden, stellen ihre Sofas in die Vorgärten und bauen Pavillons und Musikanlagen auf. Denn die Straße mit der besten Stimmung gewinnt einen Preis. Dank des Namens auf der Startnummer feuern mich viele persönlich an. Ich bedanke mich immer mit "Daumen hoch" und habe bald eine richtige Fangemeinde an der Strecke zusammen. Schon von Weitem ruft jemand „Da kommt Lars!“ und die ganze Meute bricht in Jubel aus.
Bis auf wenige gepflasterte Stücke ist alles asphaltiert. Trotz einiger langer Geraden ist der Kurs kurzweilig. Schattige und sonnige Stellen wechseln sich ebenso ab wie Stimmungsnester und ruhige Abschnitte.
300m nach dem Start kommt das Läuferdorf mit den Tischen und Pavillons für die Eigenverpflegung, bevölkert von den persönlichen Betreuer/-innen der Athleten. Am Ende der Versorgungszone befindet sich der offizielle Verpflegungsstand. Bei Kilometer 5 folgt der zweite Verpflegungsstand. Dazwischen gibt es bei 2,5km und 7,5km einen Stand mit ausschließlich Wasser. Zumindest als Meisterschaftsläufer/-in darf man sich nur in den ausgewiesenen Zonen versorgen. Viele Anwohner/-innen haben aber auch Getränke, Schwämme und später Eis am Stiel im Angebot.
Da parallel auch ein 50km-Lauf und ein 10x 10km Staffellauf stattfinden, sind die Rückenstartnummern zur Übersicht super.
1. Runde – An der Startlinie stehen 88 Läufer/-innen der 100km-Strecke. Ich sortiere mich ins hintere Drittel, weiß ich doch, wie gut der Lauf besetzt ist. Um 9 Uhr fällt der Startschuss. Es herrschen 11°C und ich laufe mit der Masse los. Meine Uhr zeigt eine Pace von unter 5min/km, dennoch schießen von hinten noch etliche Läufer/-innen an mir vorbei. Da ich nicht um die Platzierungen mitkämpfen werde, kann ich auch etwas riskieren und trotz des eher mäßig gelaufenen Trainings eine Sub 9h angehen. Das aktuelle Tempo ist mir dennoch viel zu hoch. Rasch reduziere ich auf eine angenehmere Geschwindigkeit von eher 5:15 min/km und finde mich in einem kleinen Grüppchen Gleichgesinnter ein. In der ersten Runde nehme ich an den Verpflegungsstellen nur Wasser zu mir. Bei Kilometer 7 schließen zwei Ultrafriesen zu mir auf, mit denen ich eine Weile quatsche. Sie laufen mir aber etwas zu schnell und ich lasse sie ziehen. Das waren die letzten 100er Läufer, die mich überholen sollten (abgesehen von den Überrundungen der bereits vor mir liegenden). Letztendlich haben die beiden den Lauf leider nicht gefinisht. Durch das vorübergehend erhöhte Tempo ist meine Gruppe auf einen einzigen Mitläufer zusammengeschrumpft, der sich nach 10km dann auch von mir verabschiedet. Den Rest des Laufes bin ich alleine unterwegs. Rundenzeit 52min.
2. Runde – Ab jetzt gibt es für mich immer zwei Becher Iso und eine halbe Banane. Ich sammle erste Staffelläufer/-innen und 50er ein, deren Wettkämpfe beide nach uns gestartet sind. Rundenzeit 52min.
3. Runde – Ich kann endlich auch 100er einsammeln. Bei Kilometer 25 überrundet mich zum ersten Mal der führende Mann. Langsam wird es warm, in der Spitze bis 18°C, so dass ich später die Wasserstellen nutze, um mir einen Becher über den Kopf zu kippen. Rundenzeit 52min.
4. Runde – Bei 40km macht die rechte Wade dicht. Rundenzeit 53min.
5. Runde – Marathondurchgangszeit bei 3:41h. Trotz der leicht verhärteten Wade halte ich die Pace hoch. Gegen Ende der Runde schließt sich die linke Wade mit deutlich größeren Schmerzen an und ich muss endgültig Tempo rausnehmen. Rundenzeit 54min.
6. Runde – Immer, wenn ich das Tempo anziehen will, treten stechende Schmerzen in der linken Pobacke auf. So etwas ist mir völlig neu. Auch wenn es keine Sub 9h mehr wird, will ich die bis dahin gute Leistung nicht völlig ungenutzt lassen. Gegen Ende der Runde ist es nur noch ein Marathon, das motiviert mich, das Tempo am Rande der Schmerzgrenze zu halten. Rundenzeit 58min.
7. Runde – Jetzt tritt auch noch Seitenstechen auf. Das ist wohl nicht mein Tag. Die Motivation sinkt auf einen Tiefpunkt. Ich kämpfe trotzdem darum, die Pace nicht unter 6 min/km abrutschen zu lassen. Immerhin werden die Waden allmählich wieder locker. Auch wenn der Magen bisher ganz gut mitspielt, kann ich den Orangengeschmack des Iso-Drinks nicht mehr ausstehen und steige bei Kilometer 65 von Iso und Bananen auf Cola und Bananen um. Jetzt sind fast keine 50er mehr auf der Strecke unterwegs und es wird merklich leerer. Rundenzeit 60min.
8. Runde – Das Seitenstechen legt sich und die Waden spielen auch wieder mit. Die Beine sind aber schon voll auf das langsame Tempo eingestellt und vom stundenlangen Asphaltlaufen erschöpft. Es ist zwar nicht mehr weit bis zum Ziel, aber ich kann mir noch nicht vorstellen, das Tempo anzuziehen. Rundenzeit 60min.
9. Runde – Die kurze und rasch schrumpfende Reststrecke motiviert. Es läuft jetzt deutlich müheloser und ich laufe ein klein wenig schneller, bleibe aber auch etwas länger an den Verpflegungsständen stehen. Rundenzeit 60min.
10. Runde – Wenn ich die Pace um einige Sekunden anziehe, kann ich auf 10km gerechnet noch ein paar Minuten rausholen. Ich peile die 5:40 min/km an und es läuft gut. Wieder voll motiviert genieße ich den Lauf und verabschiede mich von den treu ausharrenden Zuschauergruppen. Auf den letzten 3km geht es im Endspurtmodus noch ein Tacken schneller. Als ich die lange Zielgerade erreiche sprinte ich dann endgültig los - was 400m in 4:43 Pace bedeutet. Rundenzeit 57min.
Damit überquere ich offiziell nach 9:19:06 Stunden die Ziellinie. Mit der Zeit bin ich bestens zufrieden und über die gute Platzierung überrascht: 21. Gesamt, 19. Mann und 9. in der AK 40-49.
Bericht: Lars Runde